ROWAC
früher hoher Schemel
Metall, Reste von Lack, Holz
H. 65,5 cm
wohl 1900-1910
Firma ROWAC
Robert Wagner Chemnitz
Provenienz:
– Sammlung kirbach.kress
sold
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Dieser frühe Schemel aus der Produktion der Firma Rowac gehört zu den seltensten bekannten Ausführungen aus der Anfangszeit des Unternehmens. Die noch schmal profilierten Stahlbeine mit den nach außen umgebogenen Enden verweisen auf eine frühe konstruktive Phase, in der Stabilität und Materialstärke noch experimentell ausgelotet wurden. Diese Fußform wurde bald aufgegeben, da sie sich im Werkstattgebrauch als zu empfindlich erwies.
Auffällig ist das Fehlen der später typischen Firmenmarkung – ein Hinweis darauf, dass dieses Exemplar vermutlich noch vor der Einführung des charakteristischen Rowac-Emblems entstand. Die runde Sitzfläche aus massivem Holz zeigt eine ruhig gealterte Oberfläche, deren feine Risse und Ausbesserungen von einer langen Nutzung zeugen.
Mit seiner ungewöhnlichen Höhe von rund 65 cm und der klaren, fast archaischen Form vermittelt dieser Schemel noch die Anmutung eines Prototyps. Er steht am Beginn jener Entwicklung, in der sich aus handwerklicher Präzision und technischer Neugier die spätere industrielle Möbelproduktion von Rowac formte.
Rowac
Die Firma Rowac (Robert Wagner, Chemnitz) wurde 1888 gegründet und zählt zu den frühen Pionieren des industriellen Metallbaus in Deutschland. Ursprünglich spezialisierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Beschlägen, Verschlüssen und mechanischen Vorrichtungen für Fenster und Oberlichter – Produkte, die höchste Präzision und technisches Verständnis im Umgang mit Metall erforderten. Diese frühe Erfahrung im funktionalen Metallbau bildete die Grundlage für jene konstruktive Klarheit, die später die Möbelproduktion von Rowac prägen sollte.
Um 1900 entwickelte das Unternehmen erste Sitzmöbel (Schemel) aus Stahlblech, die sich durch eine konsequent sachliche Formensprache und eine bemerkenswerte Stabilität auszeichneten. Besonders die Werkstatt- und Industriemöbel – Schemel, Hocker und später auch Stühle – verkörpern den Übergang von handwerklich geprägter Metallarbeit zu einer industriellen, seriellen Fertigung.
Rowac-Möbel fanden nicht nur in Werkstätten und Fabrikhallen Verwendung, sondern auch in den Ateliers und Werkstätten des Bauhauses, wo sie aufgrund ihrer funktionalen Strenge und konstruktiven Logik geschätzt wurden. Ihre nüchterne, auf das Wesentliche reduzierte Gestalt steht exemplarisch für die Verbindung von industrieller Produktion und moderner Gestaltung.
Heute erscheinen die Objekte der Firma Rowac als stille Zeugen einer frühen industriellen Ästhetik, die den Weg zur modernen Möbelkultur ebnete. Ihre gealterten Oberflächen bewahren die Spuren intensiver Nutzung – als Ausdruck einer Zeit, in der technische Vernunft und handwerkliche Präzision eine gemeinsame Form fanden.
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