Classic Design
Alles was die Menschen vereint, ist das Gute und Schöne.
Alles was sie trennt, ist das Schlechte und Hässliche.
Die ganze Welt kennt diese Formel. Sie ist in unser Herz geschrieben.
Leo Tolstoi
Schon vor Jahren waren mein geschätzter Kollege und Freund, der Design-Spezialist Sebastian Jacobi und ich einer Meinung: Ein antikes Möbel kann auch gutes „Design“ sein. Es gilt doch schliesslich, die Dinge in ihrem Zusammenhang und ihrer Zeit zu betrachten. Letztendlich brachte mich in 2024 ein Zitat von Le Corbusier, in dem er betont, wie wichtig es doch ist, auch die (unsere) Geschichte zu verstehen, auf die Idee zu unserer neuen Rubrik Classic Design.
Obwohl in England die erste Design-Akademie, die Government School of Design in London, bereits 1837 gegründet worden war, ist der Begriff „Design“ in Deutschland noch gar nicht so alt. Im deutschen Sprachraum soll er angeblich von Mies van der Rohe in den 1930er-Jahren eingeführt worden sein, doch wurde vor 1945 in Deutschland generell noch nicht von „Design“ gesprochen.
Immerhin wetterte Adolf Loos schon 1908 in seinem berühmten Aufsatz ORNAMENT UND VERBRECHEN so heftig gegen die „Ornamentseuche“, dass auch wirklich der letzte Schnörkel von allem abzufallen drohte. Das Ende des Ornaments war nahe – Form follows function, Hurra! Als Loos dann aber Jahre später das BAUHAUS mit dem Einwand aufs Korn nahm, dass auch eine („ornamentfreie“) überdimensionierte Glasfassade eines Hochhauses ohne praktischen Nutzen eine Art Ornament sei, trieb er die Sache förmlich auf die Spitze.
Ich hatte schon während meines Design-Studiums einen persönlichen Zwist mit Adolf Loos. Denn bei aller Bewunderung für eine gute und klare Form – auch mein Herz schlug und schlägt bis heute für die Schönheit so vieler guter Dinge, ganz gleich ob mit oder ohne Schnörkel. …
