Jürgen Friede (geb. 1954) – Bildhauer
Zum ersten Mal begegnete ich den Arbeiten von Jürgen Friede 2019 im Schloß Dornum in Ostfriesland. Sein archaisches Füllhorn, eine Skulptur von fast vier Metern Länge, zog mich damals sofort in ihren Bann. Ich hätte die Arbeit am liebsten erworben, doch es scheiterte einfach am passenden Platz. 2022 stellten wir das Füllhorn und weitere Arbeiten von Jürgen Friede im Kunstverein Aurich aus. Die Ausstellung hatte großen Zuspruch. Jürgen Friede gehört zu den klassischen Bildhauern, die sich noch dem Material Stein verschrieben haben. Seine Werke haben nicht nur künstlerischen Anspruch, sie zeugen auch vom kenntnisreichen Umgang mit dem Material.
Jürgen Friede lebt und arbeitet in der Wedemark, einer kleinen Gemeinde bei Hannover, wo er sich einen ganz privaten, nahezu idyllischen Lebensort geschaffen hat, der die Ruhe bietet, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und wenn man den Künstler persönlich kennenlernt, bemerkt man, dass Jürgen Friede ein Mensch ist, der es verinnerlicht hat, sich ohne großen Schnörkel auf den künstlerischen Alltag und seine Arbeit einzulassen – eben auf die Dinge, die da anstehen.

Quelle (Portraitfoto): Jürgen Friede

Geboren 1954 bei Uelzen und aufgewachsen in Lübeck, arbeitet Jürgen Friede in den Jahren 1972 bis 1975 zunächst als Bühnenbildassistent an den Städtischen Bühnen Lübeck und Essen, bevor er dann von 1976 bis 1982 an der ehemaligen Fachhochschule für Kunst und Design bei den Professoren Günther Stellung und Helmut Rogge Bildhauerei studiert.
Danach geht Jürgen Friede seinen Weg als Künstler konsequent an. Er nimmt an Ausstellungen teil, übernimmt einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Hannover, 1987 erhält er ein Stipendium des Landes Niedersachsen. Ab 1990 nimmt er an verschiedenen Bildhauersymposien im In- und Ausland teil.
Im Jahr 1998 erhält Jürgen Friede noch einmal ein Stipendium des niedersächsischen Kultusministeriums als Atelier-Ausbauförderung. In der nördlichen Wedemark richtet er darauf hin seine heutige Bildhauerwerkstatt ein. Im selben Jahr wird Jürgen Friede Gründungsmitglied, später auch künstlerischer Leiter des Kunstvereins Wedemark.
Prägend für seine künstlerische Arbeit werden ab 1998 seine Studienreisen nach Westafrika – durch Marokko und die Westsahara. Beobachtungen im sozialen Gefüge dieser dortigen Gesellschaften sowie Eindrücke in den dort erwanderten Gebirgen und Wüsten hält Jürgen Friede vor Ort zeichnerisch fest. Lebenslust, Schönheit, aber auch die Leere der Landschaft, Elend in den Slums oder auch Todesnähe sucht und erlebt der Künstler hier, abseits der üblichen Touristenwege.
Die Skulpturen von Jürgen Friede sind von immerwährender Formensprache. Sie lassen sich nicht verorten, weder räumlich noch zeitlich. Sie erinnern uns an dagewesene und längst vergangene Elemente der Architektur, Ausgrabungen aus Wüstenruinen, oder weisen in eine Zukunft ideeller Schönheit und erwecken Sehnsucht nach einer noch nicht existierenden Ferne.
„Wenn meine Arbeiten in 500 Jahren von Archäologen gefunden werden sollten, wäre es schön, wenn sie sagen: Ich verstehe sie zwar nicht, aber ich will sie bewahren, ich bringe sie zurück in unsere Lebensrealität.“ Jürgen Friede