Korea

Teeschale (chawan)

Goryeo-Typ

glasierte Keramik
H. 8 cm, D. 12,6 cm

Korea
mittlere Joseon-Zeit (1392-1897)
16./17. Jahrhundert

Preis auf Anfrage

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Diese kleine koreanische Teeschale gehört zu einem Typus, der in Japan als Korai chawan geschätzt wurde – eine stilistische Bezeichnung für schlichte, funktionale Keramik koreanischen Ursprungs, wie sie seit dem 16. Jahrhundert im Kontext der japanischen Teezeremonie verwendet wurde. Der Begriff „Korai“ – japanisch für Goryeo – verweist dabei nicht nur auf die Dynastie (918–1392), sondern vielmehr auf eine ästhetische Kategorie: Er bezeichnet jene koreanischen Schalen, deren zurückhaltende Form, unregelmäßige Glasur und Gebrauchsspuren dem japanischen Ideal des wabi entsprechen – der Schönheit des Schlichten, Unvollkommenen und Zeitgezeichneten.

Die Schale zeigt eine klar strukturierte Form mit konischem Körper, leicht ausgestelltem Rand und betontem Standring. Die außen aufgetragene, helle Glasur ist dünn und durchscheinend; ihre ungleichmäßige Verteilung unterstreicht die archaische Ausstrahlung. Einzelne Glasurtropfen betonen den spontanen Charakter der Herstellung – eine Eigenschaft, die von japanischen Teemeistern bewusst gesucht wurde.

Was diese Schale besonders macht, sind ihre Gebrauchsspuren von seltener Ausdruckskraft. Der gesamte Innenraum ist von dunklen, rötlich-braunen Teeablagerungen überzogen – nicht als Dekor, sondern als das Ergebnis langjährigen, intensiven Gebrauchs. Die Schale war über Jahre oder Jahrzehnte hinweg im Einsatz, vermutlich in der Teezeremonie, und hat in dieser Zeit eine einzigartige Aura entwickelt. In der japanischen Teeästhetik gelten solche Spuren nicht als Mangel, sondern als Zeichen von Vergänglichkeit – ein materielles Gedächtnis gelebter Praxis.

Die zugehörige Holzbox (tomobako) trägt eine kalligraphische Beschriftung, die auf die Einordnung als „Korai Chawan“ hinweist. Der linke Schriftzug scheint eine handschriftliche Zuschreibung oder Widmung zu enthalten (kakitsuke), möglicherweise von einem früheren Besitzer, Händler oder Teemeister. Eine vollständige Entzifferung steht noch aus.

Diese Schale ist mehr als nur ein Beispiel für historische Teekeramik – sie ist ein authentisches Zeugnis gelebter Praxis, das in der materiellen Verdichtung von Gebrauch, Alterung und Einfachheit eine ganz eigene Schönheit entfaltet. Ihre Präsenz, trotz der kleinen Form, verweist auf das Ideal des wabi: Reduktion, Tiefe, Stille. Als solches steht sie ganz in der Tradition jener koreanischen Keramik, die unter dem Namen „Goryeo“ im japanischen Teeraum verehrt wurde – nicht nur wegen ihrer Herkunft, sondern wegen ihrer inneren Haltung.

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