Ashanti
Mutter-Kind-Figur
Holz mit schwarzer Patina
H. 48 cm
Volk der Ashanti, Ghana
Provenienz:
– Karl-Heinz Krieg, Neuenkirchen (um 1975 in situ erworben)
– Günter Kawik, Bottrop
publiziert:
Afrika und die Kunst – Einblicke in deutsche Privatsammlungen, Dorina Hecht/Günter Kawik, 2010, Seite 322/323
Euro 2.800,-
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Die fein gearbeitete Holzfigur zeigt eine Mutter, die auf einem Stuhl sitzt und ihr Kind auf dem Schoß hält. Der Typus der Mutter-Kind-Darstellung gehört zum festen Repertoire der Ashanti (Asante) und ist eng mit den zentralen Vorstellungen von Fruchtbarkeit, Kontinuität und mütterlicher Fürsorge verbunden. Die überproportional große, fein modellierte Kopfpartie entspricht dem idealisierten Schönheitsideal der Ashanti und verweist zugleich auf die geistige Kraft (sunsum) der Dargestellten. Charakteristisch sind die hoch aufgetürmte, kunstvoll geflochtene Frisur, die halbgeschlossenen Augenlider sowie die feinen Narbenmuster im Gesicht. Ein roter Perlenring am Ohr verstärkt den Eindruck individueller Lebendigkeit.
Die Sitzhaltung auf einem Stuhl – einem Statusmöbel – unterstreicht die Würde der Figur. Mutter und Kind erscheinen nicht in inniger, körperlicher Verschmelzung, sondern in einer Haltung gelassener Distanz, die den repräsentativen Charakter der Darstellung hervorhebt. Solche Skulpturen konnten sowohl in Heilungs- und Fruchtbarkeitsritualen eingesetzt werden als auch als Ausdruck von Ahnenverehrung fungieren, wobei sie weibliche Schutz- und Schöpfungskräfte verkörperten.
Die dunkle, glänzende Patina zeugt von längerem Gebrauch. Spuren von Abnutzung an den Füßen und am Stuhl belegen den tatsächlichen Einsatz im kultischen Kontext.
Das vorliegende Beispiel wurde 1975 von Karl-Heinz Krieg in Ghana in situ erworben. Krieg, einer der bedeutendsten deutschen Afrikasammler und Ethnologen des 20. Jahrhunderts, sammelte mit großer Sensibilität für Kontext und Bedeutung der Objekte. Seine Feldaufenthalte und sorgfältige Dokumentation, die vor allem den Senufo gewidmet waren, verleihen auch diesem in Ghana erworbenen Werk eine besondere Authentizität – ein Aspekt, der künftig wissenschaftlich noch eingehender zu würdigen sein wird.
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