ROWAC

früher Drehspindelschemel

Metall, Reste von Lack, Holz
H. ca. 62-85 cm

um 1905-1915

Firma ROWAC
Robert Wagner Chemnitz

Provenienz:
– Sammlung kirbach.kress

on hold

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Dieser seltene Drehspindel-Schemel zählt zu den frühesten höhenverstellbaren Modellen aus der Produktion der Firma Rowac. Das Gestell aus genieteten Stahlprofilen ruht auf den charakteristischen, angesetzten Fußscheiben der zweiten Konstruktionsphase – einer stabilisierenden Weiterentwicklung der noch umgebogenen Enden der ersten Generation. Die mittig geführte Spindel erlaubt eine stufenlose Höhenverstellung, deren technische Präzision die handwerkliche Sorgfalt der frühen Fertigung bezeugt.

Die runde Sitzfläche aus massivem Holz zeigt eine lebendige, unberührte Patina, deren dunkler Glanz und alte Farbspuren den langen Werkstattgebrauch bewahren. Jede Niete, jede Kante trägt Spuren jener geduldigen Arbeitsweise, die zwischen handwerklicher Fertigung und industrieller Innovation vermittelt.

Gestalterisch wie technisch ist dieser Schemel ein Stück von musealem Rang – ein frühes Zeugnis der konstruktiven Intelligenz, aus der die späteren Rowac-Möbel hervorgingen. In seiner unberührten Authentizität verbindet er Funktionalität mit einer leisen, fast skulpturalen Würde.

Rowac

Die Firma Rowac (Robert Wagner, Chemnitz) wurde 1888 gegründet und zählt zu den frühen Pionieren des industriellen Metallbaus in Deutschland. Ursprünglich spezialisierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Beschlägen, Verschlüssen und mechanischen Vorrichtungen für Fenster und Oberlichter – Produkte, die höchste Präzision und technisches Verständnis im Umgang mit Metall erforderten. Diese frühe Erfahrung im funktionalen Metallbau bildete die Grundlage für jene konstruktive Klarheit, die später die Möbelproduktion von Rowac prägen sollte.

Um 1900 entwickelte das Unternehmen erste Sitzmöbel (Schemel) aus Stahlblech, die sich durch eine konsequent sachliche Formensprache und eine bemerkenswerte Stabilität auszeichneten. Besonders die Werkstatt- und Industriemöbel – Schemel, Hocker und später auch Stühle – verkörpern den Übergang von handwerklich geprägter Metallarbeit zu einer industriellen, seriellen Fertigung.

Rowac-Möbel fanden nicht nur in Werkstätten und Fabrikhallen Verwendung, sondern auch in den Ateliers und Werkstätten des Bauhauses, wo sie aufgrund ihrer funktionalen Strenge und konstruktiven Logik geschätzt wurden. Ihre nüchterne, auf das Wesentliche reduzierte Gestalt steht exemplarisch für die Verbindung von industrieller Produktion und moderner Gestaltung.

Heute erscheinen die Objekte der Firma Rowac als stille Zeugen einer frühen industriellen Ästhetik, die den Weg zur modernen Möbelkultur ebnete. Ihre gealterten Oberflächen bewahren die Spuren intensiver Nutzung – als Ausdruck einer Zeit, in der technische Vernunft und handwerkliche Präzision eine gemeinsame Form fanden.

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