Iran

Großer Teller

Keramik mit türkisfarbener Glasur
H. 7,6 cm, D. 33 cm (!)

Iran, wohl Kashan oder Umgebung
12. – 13. Jahrhundert

aus Teilen professionell zusammengesetzt
komplett, ohne erkennbare Ergänzungen

TL-Analyse (QED Laboratoire, Marseille) im Original beiliegend

Euro 2.950,-

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Großer Teller mit türkisfarbener Glasur

Dieser großformatige Teller gehört zu jener Gruppe hochwertiger iranischer Keramiken, die im 12. und 13. Jahrhundert im zentraliranischen Raum entstanden und bis heute zu den bedeutendsten Zeugnissen mittelalterlicher islamischer Töpferkunst zählen. Die Herstellung solcher Gefäße konzentrierte sich auf wenige urbane Zentren mit Zugang zu geeigneten Rohstoffen, technologischem Wissen und überregionalen Handelsnetzen. Innerhalb dieses Gefüges nimmt Kashan eine herausragende Stellung ein.

Der Teller besteht aus einer hellen, fein gemagerten Steinpaste, einer keramischen Masse, die im Iran des Hochmittelalters entwickelt wurde, um die ästhetischen und technischen Möglichkeiten keramischer Oberflächen zu erweitern. Durch die Beimischung von zerstoßenem Quarz ließ sich ein besonders heller und dichter Scherben erzielen, der als idealer Träger farbiger Glasuren diente. Diese technische Innovation bildete eine wesentliche Voraussetzung für die Entfaltung jener intensiven Farbigkeit, die die Keramikproduktion dieser Zeit nachhaltig prägte.

Die Oberfläche des Tellers ist mit einer alkalischen Kupferglasur überzogen, die ein tiefes, nuanciertes Türkis ausbildet. Diese Glasurart, die ohne den Zusatz von Blei auskommt, gehört zu den ältesten bekannten Glasurrezepturen und ist im Nahen Osten seit der Antike belegt. Im mittelalterlichen Iran wurde sie weiterentwickelt und verfeinert. Ihre charakteristische Farbwirkung – zwischen Blau und Grün, mit wolkigen Übergängen und mineralischer Tiefe – ist nicht allein Ergebnis der Rezeptur und der Brennführung, sondern auch der langfristigen Alterung.

Unter der Glasur verlaufen radial angeordnete dunkle Linien, vermutlich mangan- oder eisenhaltig, die den Spiegel des Tellers gliedern. Solche linearen Unterglasurdekore finden sich häufig auf seldschukzeitlichen Gefäßen und verbinden funktionale Klarheit mit zurückhaltender Ornamentik. Sie strukturieren die Fläche, ohne sie zu dominieren, und lassen der Farbe der Glasur den Vorrang. Die Wirkung ist ruhig, ausgewogen und von klarer formaler Disziplin.

Der Teller besitzt einen unglasierten, zurückgesetzten Standring, der die technische Sorgfalt seiner Herstellung erkennen lässt. Die Unterseite zeigt den hellen Scherben in unverdecktem Zustand; leichte Drehrillen und Spuren des Arbeitsprozesses geben Einblicke in die Werkstattpraxis.

Kashan und die Keramikproduktion des Hochmittelalters

Kashan war im 12. und 13. Jahrhundert eines der wichtigsten Zentren keramischer Produktion im Iran. Die Stadt lag verkehrsgünstig zwischen Isfahan, Rayy und den Handelsrouten nach Chorasan und Mesopotamien. Neben der Gefäßkeramik ist Kashan auch für die Herstellung von Fliesen und Lüstergeschirr bekannt. Archäologische Befunde und zeitgenössische Quellen belegen eine hoch spezialisierte Arbeitsteilung sowie ein ausgeprägtes technisches und materialkundliches Wissen.

Die in Kashan gefertigten Keramiken waren keineswegs reine Gebrauchsgegenstände. Sie dienten als repräsentative Objekte in höfischen und wohlhabenden städtischen Haushalten und wurden über weite Distanzen gehandelt.

Zustand und Erhaltung

Der Teller hat die Jahrhunderte nicht unversehrt, aber in bemerkenswerter Geschlossenheit überstanden. Er wurde aus mehreren Fragmenten fachgerecht und professionell zusammengesetzt. 

Ein restaurierter Erhaltungszustand ist für großformatige Keramik dieser Zeit eher typisch. Vergleichbare Stücke in bedeutenden Museums- und Privatsammlungen weisen ähnliche Restaurierungen auf. Die Authentizität und Datierung des Tellers werden durch eine Thermolumineszenz-Analyse bestätigt, die seine Herstellung im Hochmittelalter belegt.

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