Keiko Sadakane – narrativ konkret
Seit über zehn Jahren arbeite ich mit Keiko Sadakane zusammen – eine Zeit, die geprägt ist von großer Wertschätzung und gegenseitigem Vertrauen. Ihre Kunst berührt mich immer wieder aufs Neue. Vielleicht liegt es daran, dass Keiko Sadakane in Japan geboren und aufgewachsen ist – einem Land, dessen Kultur und ästhetische Ausdrucksformen mich seit mehr als zwei Jahrzehnten faszinieren und inspirieren. In ihren Arbeiten finde ich vieles von dem wieder, was ich an Japan liebe: eine stille Tiefe, eine subtile Präzision, eine Schönheit, die sich oft erst im zweiten Blick offenbart. Gleichzeitig erlebe ich in ihrem Werk eine kraftvolle Verbindung zu europäischen Traditionen, zu Musik, Literatur und Philosophie, die mich ebenfalls begleiten. Diese Synthese macht ihre Kunst für mich so einzigartig – und unsere Zusammenarbeit zu einem besonderen Geschenk.


Keiko Sadakane, 1948 in Tokio geboren, kam 1971 mit einem Stipendium nach Deutschland, um ihr in Japan begonnenes Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Köln fortzusetzen. Es folgten vier Jahre an der Düsseldorfer Kunsthochschule, wo sie ihre künstlerische Ausbildung vertiefte und eine eigenständige Ausdrucksweise entwickelte. Seitdem lebt und arbeitet sie in Deutschland und zählt heute zu den anerkannten Positionen der zeitgenössischen Kunst.
Sadakane beschreibt ihr Werk als narrativ konkret: eine Kunst, die in präzisen Systemen und geometrischen Strukturen wurzelt, jedoch über das rein Rationale hinausgeht. Die formale Strenge ihrer Arbeiten bildet das Gerüst für eine stille Erzählung, die sich nicht in Worten, sondern in Material, Raum und Rhythmus entfaltet. Ihre Werke sind Ergebnisse klarer Berechnungen und konzeptioneller Überlegungen – und zugleich offen für intuitive Erfahrung.
Die Wahl der Materialien – Holz, Metall, Plexiglas – verweist auf Einfachheit und Reduktion, doch gerade in dieser Zurückhaltung liegt eine besondere Intensität. Es ist eine Ästhetik des Weglassens, die Raum schafft für das Unausgesprochene. Diese Haltung ist tief mit ihrer japanischen Herkunft verbunden, in der Leere und Stille nicht als Mangel, sondern als Potenzial verstanden werden. Gleichzeitig spiegelt ihr Werk eine intensive Auseinandersetzung mit europäischer Kultur wider: Anklänge an Johann Sebastian Bach, Arnold Schönberg oder Thomas Manns „Tod in Venedig“ verdeutlichen, wie ihre Kunst einen Dialog zwischen östlicher Sensibilität und westlicher Geisteswelt eröffnet.
Ob in streng komponierten Wandarbeiten, raumgreifenden Installationen oder sakralen Gestaltungen wie Kirchenfenstern – stets entfalten Sadakanes Arbeiten eine leise, nachwirkende Kraft. Sie entziehen sich schnellen Deutungen und laden zu einer langsamen, konzentrierten Annäherung ein. Was bleibt, ist eine Kunst, die aus Klarheit geboren ist und zugleich in Bereiche vordringt, die sich nur intuitiv erfassen lassen – eine Kunst, die bleibt.