Äthiopische Nackenstützen
„The headrest does not complain about the weight of the head.“
Sprichwort der Somali, Äthiopien
In vielen afrikanischen Kulturen ist die Nackenstütze nicht nur ein Gebrauchsgegenstand, sie symbolisiert auch Status, Identität und Verbindung zu den Ahnen – sie begleitet die Person im Schlaf und manchmal sogar ins Grab.
Als ich vor mehr als dreißig Jahren begann, mich mit äthiopischen Nackenstützen zu beschäftigten, fiel mein Blick immer wieder auf die Stücke der Gurage. Ihre äußere Schlichtheit hebt sie deutlich von den Objekten anderer Volksgruppen ab. Doch gerade diese formale Zurückhaltung übte eine besondere Faszination auf mich aus. Die nicht immer ausgewogene Proportion, ihre handwerkliche Einfachheit und die Konzentration auf das Wesentliche verleihen diesen Nackenstützen eine zeitlose Ästhetik. Es ist gerade das Unaufdringliche, das diese Objekte für mich immer noch so bemerkenswert macht – sie sprechen nicht laut, aber sie erzählen viel.
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Die Nackenstützen sind momentan zu sehen in der Rubrik Collectable Objects
Äthiopische Nackenstützen
Nackenstützen gehören in Äthiopien zu den faszinierendsten Objekten traditioneller Alltagskultur. Sie sind mehr als funktionale Gebrauchsgegenstände: Sie spiegeln soziale Strukturen, handwerkliche Vielfalt und kulturelle Werte wider.
In erster Linie dienten Nackenstützen als Schlafhilfe – sie stützten den Kopf und halfen, kunstvoll gestaltete Frisuren zu bewahren. Besonders Männer nutzten sie im Alltag wie auf Reisen. Ihre Form ermöglichte zudem eine Nutzung als kleine Sitzhocker – ein Ausdruck der praktischen Vielseitigkeit äthiopischer Handwerkskunst.
Darüber hinaus waren Nackenstützen persönliche Objekte mit individueller Bedeutung. Sie begleiteten ihre Besitzer oft über viele Jahre hinweg und konnten als Statussymbol, Erbstück oder rituelles Objekt verstanden werden.
Besonders eindrucksvoll sind die Nackenstützen der Gurage, einer Gruppe verschiedener ethnischer Gemeinschaften im südwestlichen Hochland Äthiopiens. Die Gurage sind bekannt für ihre handwerkliche Tradition und eine tiefe Verbundenheit mit funktionaler Ästhetik. Ihre Nackenstützen zeichnen sich durch eine schlichte, klare Formensprache aus: meist aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt, mit leicht gebogener Auflagefläche und stabilem Standfuß. Im Unterschied zu aufwendig verzierten Stücken anderer Völker wirken sie zurückhaltend, konzentriert auf das Wesentliche – und gerade darin liegt ihre besondere Ausdruckskraft.
Nackenstützen stehen in Äthiopien für Würde, Identität und Zugehörigkeit. Ob als Begleiter im Schlaf, Zeichen männlicher Reife oder kunstvoll gefertigtes Erbstück – sie erzählen viel über das Leben, die Werte und die Ästhetik der Menschen, die sie geschaffen und genutzt haben.