Barbara Kahlen

chawan

Teeschale (chawan)

Keramik, Ascheglasur

H. 8,4 cm, D. 15,2 cm

frühe 80er Jahre

Künstlerin:
Barbara Kahlen (geb. 1942)

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Ein japanisches Negoro-Lack Tablett.

Die Schale ist die einfachste keramische Form. Sie wird seit der Erfindung des Töpferns vor zwanzigtausend Jahren in der ganzen Welt in derselben Basisgestalt hergestellt und benutzt, auch von uns, wenn wir, in Eile, ein Auge aufs Handy gerichtet, morgens unser Müsli löffeln. Die Schale, in der Gestalt der ostasiatischen Teeschale, bildet aber auch die höchste Stufe der Töpferkunst, die höchste Herausforderung für eine Keramikkünstlerin. Wenn man die Teeschalen aus China, Korea und Japan betrachtet, in die Hand nimmt, erkennt man, dass sie tausend Gestalten haben, tausend Füße, tausend Wände, tausend Lippen. Und Farben und Oberflächentexturen, wozu die Zahl Tausend bei Weitem nicht ausreicht.

Der ostasiatischen Teeschale hat Barbara Kahlen ihr Leben als Künstlerin gewidmet, und die Geheimnisse ihrer Form, ihrer Glasur und ihres Scherbens in tausendfachem, methodischem Experimentieren erforscht. Jede ihrer Schalen ist mit einem kleinen Etikett versehen, das die Nummer des Brandes und die Position im Ofen verzeichnet. Die Zahlen korrespondieren mit Seiten in Notizbüchern, die nähere technische Auskünfte geben und ihre Töpferkunst über dreißig Jahre dokumentieren.

Vor zehn Jahren konnte ich die Schalen von Barbara Kahlen zum ersten Mal bewundern, es waren ihrer Hunderte. Sie war dabei, und wiewohl sie, wie ich später sah, über ihre Kunst sehr eloquent und aufschlussreich geschrieben hat, schaute sie nur schweigend zu und überließ mich meinen Gedanken. Mir war klar, dass da, in großer Dichte in Schränken und auf Tischen zusammengestellt, ein außerordentliches Œuvre vor mir stand. Vor wenigen Tagen sah ich ihre Schalen wieder, um viele noch perfektere, gereiftere aus dem letzten Jahrzehnt vermehrt. Barbara war nicht zugegen, aber, so spürte ich, sie war doch da. Auch Ostasien schwebte im Raum, umgeben war ich jedoch von der Kunst Barbara Kahlens.

Klaas Ruitenbeek, Direktor emeritus
Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
(2010-2018)
aus: Barbara Kahlen, 108 Schalen, herausgegeben von Wolf Kahlen, Edition Ruine der Künste Berlin, 2023

 

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