Schmerzensmann

Christus als Schmerzensmann

Holz (wohl Linde)
Höhe: 58,5 cm

Süddeutschland
Ende 15. Jahrhundert

Provenienz:
– Sammlung Dr. Gustav Münzel, Freiburg
– Schenkung in eine uns nicht bekannte Institution
– Sammlung kirbach.kress

Preis auf Anfrage

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Eine klassizistische Vase aus Marmor.

Diese eindrucksvolle Holzskulptur zeigt Christus als Schmerzensmann, ein Bildmotiv, das gegen Ende des Mittelalters besondere Bedeutung gewann. Christus wird hier stehend und mit entblößter Brust dargestellt, die Wundmale sichtbar, der Blick gesenkt – ein Ausdruck stiller Würde und inneren Leids. Die Figur ist als Objekt der meditativen Andacht konzipiert, wie sie von der Devotio moderna im späten 15. Jahrhundert geprägt wurde.

Die fein modellierten Gesichtszüge, das ruhige, fast kontemplative Erscheinungsbild und die insgesamt sehr qualitätvolle Ausarbeitung lassen auf eine Entstehung zwischen 1480 und 1500 schließen – in der Spätgotik, jedoch bereits mit deutlichen Anklängen an die beginnende Frührenaissance.

Der plastisch stark bewegte Faltenstil des schweren Mantels, tief eingeschnitten und rhythmisch gegliedert, ist charakteristisch für den sogenannten „Weichen Stil“, der im spätmittelalterlichen Süddeutschland weit verbreitet war. Stilistisch vergleichbar ist die Skulptur mit Werken aus dem Umkreis von Ulm, Augsburg oder Nürnberg – im Einflussfeld großer Werkstätten wie jener von Hans Multscher oder Nikolaus Gerhaert von Leyden. Auch eine gewisse Nähe zur Formensprache Tilman Riemenschneiders ist spürbar: Der ruhige Ausdruck und die Konzentration auf das Innere des Dargestellten erinnern an die kontemplative Kraft seiner Skulpturen.

Die Rückseite der Figur ist nur grob ausgearbeitet – ein Hinweis auf eine ursprüngliche Aufstellung in einer Nische oder Wandnische. Kleinere Ergänzungen im Mantelbereich deuten auf eine lange Nutzungsgeschichte und sorgfältige Restaurierungen hin.

Das Werk wurde im Jahr 1958 von Dr. Gustav Münzel, einem Freiburger Kunsthistoriker mit Schwerpunkt auf mittelalterlicher Skulptur, gestiftet (siehe Sammlungsetikett auf der Rückseite des Sockels). Die genaue Empfängerinstitution ist heute nicht mehr eindeutig belegbar, doch die Schenkung bezeugt den kunsthistorischen Wert, der der Figur bereits zur damaligen Zeit beigemessen wurde.

Diese Skulptur ist ein hervorragendes Beispiel für die süddeutsche Holzbildhauerei um 1500 – eine Kunstform, die zwischen religiöser Andacht, meisterlichem Handwerk und dem aufkommenden Humanismus eine eindrucksvolle Balance findet.

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