Echizen tsubo 

Gefäß (oya-tsubo)

Echizen-Keramik mit natürlicher Ascheglasur und eisenhaltigen Rückständen
H. 14 cm, D. 14,5 cm

Goldlackreparaturen (kintsugi)

Japan
Muromachi-/Momoyama-Zeit
16. Jahrhundert

Preis auf Anfrage

 

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Dieser bauchige kleine Tsubo, gefertigt aus eisenreichem Scherben, stammt aus einem der ältesten und renommiertesten keramischen Zentren Japans: Echizen. Die kraftvolle Form mit schmalem Hals und breitem Schulteransatz sowie die dunkel changierende, teils grünlich bis bernsteinfarbene Oberfläche sind charakteristisch für Echizen-Ware der Muromachi-Zeit. Die rau strukturierte Oberfläche ist das Ergebnis eines Holzascheanflugs, der während des langen Brennvorgangs im Anagama-Ofen eine natürliche Glasur bildete.

Besonders hervorzuheben ist die ehemalige Funktion dieses Tsubo: Aufgrund seiner Form, Größe und der deutlich erkennbaren Ablagerungen im Inneren lässt sich eine Nutzung als oyatsubo annehmen – als übergeordnetes Vorratsgefäß für kleinere Töpfchen, die im Rahmen der Praxis des Ohaguro verwendet wurden.

Ohaguro, das Schwärzen der Zähne mit einer eisenhaltigen Lösung, war über Jahrhunderte hinweg ein weitverbreitetes Schönheitsideal in Japan. Besonders bei verheirateten Frauen, Hofdamen sowie Angehörigen der Kriegerklasse galt die schwarz glänzende Zahnreihe als Zeichen von Reife, Würde und sittlicher Reinheit. Auch in rituellen oder zeremoniellen Kontexten – etwa bei Hochzeiten oder im Umfeld des Kaiserhofs – spielte Ohaguro eine bedeutende Rolle.

Die verwendete Flüssigkeit (kanemizu oder tetsubin) bestand aus einer Mischung aus Eisensalz und Gerbstoffen, z. B. aus pulverisierter Galläpfelrinde oder Tee. Diese wurde in kleinen, handlichen Töpfchen (ohaguro-tsubo) aufbewahrt, die ihrerseits regelmäßig aus einem zentralen Vorratsgefäß – wie diesem Tsubo – nachgefüllt wurden.

Im Inneren des Gefäßes sind noch heute deutlich sichtbare Spuren der eisenhaltigen Lösung erhalten. In Kombination mit dem leicht korrodierten Glanz der Innenwand erlauben diese Ablagerungen nicht nur Rückschlüsse auf die Nutzung, sondern tragen zugleich eine selten erhaltene materielle Evidenz einer heute ausgestorbenen sozialen Praxis.

Die Außenseite des Tsubo ist von langem Gebrauch gezeichnet: feine Craquelés, Ansätze von Ablagerungen und ein lebendiger, fast malerischer Wechsel von dunklen Braun- und Ockertönen unterstreichen die archaische Präsenz des Stücks. Vereinzelt finden sich dezent ausgeführte Goldlackreparaturen (kintsugi) entlang des Randes – stille Zeugnisse von langer Wertschätzung und Verwendung.

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