Heiliger Franziskus
Heiligenfigur
(wohl) Franz von Assisi
Holz, Reste der originalen Fassung
Höhe: 93 cm
Spanien, um 1400
Provenienz:
– Sammlung kirbach.kress
Preis auf Anfrage
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Diese außergewöhnliche Holzskulptur des Heiligen Franz von Assisi entstand um 1400 in Spanien und zählt zu den qualitätvollen Beispielen mittelalterlicher Frömmigkeitskunst der iberischen Halbinsel. Die Figur besticht durch ihre ruhige Präsenz, die klare Formensprache und die ausdrucksstarke Ausführung des Gesichtes und der Gewandfalten.
In der zurückhaltenden Geste der rechten Hand – vermutlich ein Segenszeichen – spiegelt sich die spirituelle Autorität des Heiligen wider. Die sorgfältige Fassung in warmen Erdtönen, ergänzt durch dezente Reste von Gold und Rot, verleiht der Figur eine würdevolle Ausstrahlung.
Besonders bemerkenswert ist die durchdachte Gestaltung der Kleidung: Das streng vertikale Faltenwerk unterstreicht die aufrechte Haltung und verleiht der Figur trotz ihrer zurückhaltenden Bewegung eine stille Monumentalität. Die Locken des Haars sind mit feinem Werkzeug eingeschnitten – ein Hinweis auf die handwerkliche Präzision und künstlerische Qualität, die in dieser Figur zum Ausdruck kommt.
Die auffällige Furche im Gesicht sowie der Verlust der Nase lassen auf eine gezielte Zerstörung schließen, wie sie im Zuge ikonoklastischer Bewegungen – etwa während der Reformation oder späterer religiöser und politischer Umbrüche – häufig vorkam. Besonders die Entfernung der Nase war ein typischer Akt, um die Individualität oder Heiligkeit einer Figur zu entweihen. Solche bewussten Eingriffe richteten sich gezielt gegen die sakrale Wirkung der Bildwerke und sind ein eindrückliches Zeugnis der Konflikte, die religiöse Kunst über Jahrhunderte hinweg begleiten. In einer behutsamen Restaurierung durch das Team der GRUPPE Köln (Carmen Seuffert) wurde 2014 die Nase rekonstruiert und der originale Ausdruck der Figur somit sorgsam wiederhergestellt.
Diese Figur ist nicht nur ein bedeutendes Zeugnis religiöser Bildhauerei des Spätmittelalters, sondern auch ein stiller Zeuge jener Umbrüche, in denen sich Glaube, Zerstörung und Weitergabe eng miteinander verwoben.
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