W.H. Gispen
Kinder-Friseurstuhl
Stahlrohr verchromt, Kunststoffsitz
Armlehnen aus Bakelit
H. ca. 100 cm (variabel)
B. 45 cm T. 45 cm
Niederlande, um 1935
Entwurf: Wilhelm Hendrik Gispen (1890-1981)
Hersteller: Gispen
Provenienz:
– Sammlung kirbach.kress
Euro 1.400,-
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Dieser Kinderstuhl wurde von Gispen speziell für Friseursalons entwickelt und folgt kompromisslos den Prinzipien des Funktionalismus: keine dekorativen Elemente, sondern reine Gebrauchstauglichkeit. Statt spielerischer Formen oder kindgerechter Ornamente begegnet man einer nüchternen, maschinenhaften Konstruktion aus verchromtem Stahlrohr, verstellbarem Sitz und schlichten Armlehnen. Auch die sachliche Polsterung unterstreicht den technischen, fast maschinellen Charakter – ein radikaler Bruch mit der Erwartung an ein Kindermöbel.
Gerade diese Reduktion auf das Nötigste macht den Stuhl zu einem besonderen Stück: Er überträgt die funktionalistische Gestaltungssprache kompromisslos auf ein Kindermöbel, wo man sonst Verspieltheit erwarten würde. So wird dieser Kinderfriseurstuhl zu einem Beispiel dafür, wie ernst die Avantgarde-Designer ihrer Zeit die Idee moderner Gestaltung nahmen, selbst in einem so ungewöhnlichen Anwendungsbereich.
Die Firma Gispen, 1916 von Willem Hendrik Gispen (1890–1981) gegründet, entwickelte sich ab den 1920er-Jahren zu einem der wichtigsten Akteure des niederländischen Funktionalismus. Inspiriert von Bauhaus und Werkbund, jedoch mit eigenständiger niederländischer Handschrift, entstanden Möbel aus gebogenem Stahlrohr und später auch Stahlblech, die gleichermaßen funktional, erschwinglich und industriell herstellbar waren. Gispen prägte die Gestaltung von Büros, Schulen, Fabriken und öffentlichen Gebäuden nachhaltig – und entwickelte neben Serienmöbeln auch Spezialentwürfe wie diesen faszinierend klar gestalteten Kinderfriseurstuhl.
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