boro noragi
alter Mantel (Jacke)
diverse Baumwollstoffe und Flicken
L. 90 cm
Edo-Zeit, um 1800
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Die Boro genannten Textilien der Edo-Zeit sind ein beeindruckendes Zeugnis von Einfachheit und Demut der japanischen Landbevölkerung. Ihre Wurzeln liegen in der Armut und der aus ihr erwachsenen Tradition der Wiederverwendung – verbunden mit einem tiefen buddhistischen Glauben, in dem sich Schönheit und Einfachheit vermischen.
Baumwolle war zu jener Zeit ein kostbares Gut. Die getragene Kleidung der Stadtbevölkerung und des Adels wurde in Stücke geschnitten, in die Dörfer gebracht und dort zu neuen Gebrauchstextilien zusammengesetzt. Über Generationen vererbt, wurden sie immer wieder gestopft und geflickt.
Heute zählen diese textilen Beispiele in Fachkreisen zu begehrten Sammlerobjekten und halten Einzug in die großen Museen. Sie sind Zeugnisse einer formellen Suche – des Bestrebens, Schönheit mit Hilfe von Stofffragmenten auszudrücken – und beeindrucken durch ihre reiche Ästhetik.
Dieses sehr frühe Beispiel eines Boro bewegt den Betrachter auf ganz andere Weise. Er trifft unmittelbar ins Herz und berührt unsere Seele mit einem dumpfen Schlag. Auch wenn seine verschlissenen Strukturen ein neues faszinierendes ästhetisches Bild entstehen ließen, ist immer noch der Mensch in seinem Elend zu spüren, der Träger dieses Kleidungsstückes war. Für einen Moment wirft er uns zurück in unsere eigene Demut und fordert unseren Respekt vor dem schöpferischen Geist dieses Volkes. (AK)
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