Negoro oshiki

Tablett (oshiki-Typ)

Negoro-Lackarbeit
36,7 x 36,3 x 2,8 cm

Momoyama-/frühe Edo-Zeit
16./ 17. Jahrhundert

Im ästhetischen Verständnis Japans ist Raum für die Spuren des Alterns, für die Schönheit des Einfachen und Alltäglichen. Seit Jahrhunderten in buddhistischen Tempeln entstanden, spiegeln diese in Negoro-Technik gefertigten Arbeiten die sich zurücknehmende Geisteshaltung der klösterlichen Umgebung wider.

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Ein japanisches Negoro-Lack Tablett.

Die Herstellung roter Lackwaren hat in Japan eine alte Tradition, die bis in die Jomon-Zeit (4.500-3.000 v. Chr.) zurückreicht. Seit dem 9. Jahrhundert n. Chr. finden sich rote Lackwaren in buddhistischen Tempelinventaren dokumentiert, auf Gemälden aus der Zeit um das 12. Jahrhundert werden diese zum ersten Mal sichtbar. Ab dem 13. Jahrhundert bildete sich eine eigene kleine klösterliche Lackindustrie, um den Bedarf der einachen aber geschätzten Lackarbeiten zu decken. Der Negoro-Tempel, der den roten Lackwaren bis heute seinen Namen gibt, ist nur ein Beispiel hierfür.

Negoro Lackwaren wurden nie zur ästhetischen Bewunderung hergestellt. Sie wurden nicht mit üppigen Verzierungen versehen, die ihre Funktionalität beeinträchtigt hätten. Sie wurden unter Berücksichtigung der Bedürnisse ihrer zukünftigen Benutzer gefertigt – ihre Schönheit reduzierte sich auf das Zusammenspiel von schwarzem und rotem Lack, der hart, widerstandsfähig und somit für den täglichen Gebrauch gut geeignet war.

Negoro-Ware zeichnet sich durch ihre Einfachheit und Klarheit aus. Ihre drei charakteristischsten Eigenschaften – ihre starke Ausstrahlung, gewachsen aus der Verbindung einfacher Formen mit schwarzen und roten Farbtönen, die Wärme ihrer lackierten Oberflächen und die Verwendung von Holz, einem elementaren Material in der gestalterischen Denkweise Japans – verschmelzen in den Objekten miteinander und schaffen eine zeitlose Ästhetik. Vermeintliche Makel wie Abnutzung, Risse, Beschädigungen, Spuren des Pinsels, der zum Lackieren verwendet wurde, und sogar Fehler im Holz- und Textilbezug aufgrund von Schrumpfung durch Trockenheit unterstreichen im ästhetischen Verständnis von Wabi Sabi die harmonische Schönheit lang benutzter Negoro Lackwaren. 

Die Kombination von Nützlichkeit und gereifter Ästhetik verhalf den Negoro Lackarbeiten schon früh zu ihrer Blüte und machte sie über die buddhistischen Klöster hinaus bis heute zu äußerst geschätzten Gegenständen. 

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