Paul Dobe

Pflanzenstudie (Fotografie)

originaler Vintage-Abzug

vor 1929

12,5 x 9,5 cm
Rahmen: 34 x 26 cm

Paul Dobe (1880-1965)

vom Künstler unter Passepartout fixiert
dort bezeichnet und signiert:
Wetterdistel – 546 – Paul Dobe

publiziert in:
Paul Dobe, Wilde Blumen der deutschen Flora, Hundert Naturaufnahmen
Die Blauen Bücher, 1929
Karl Robert Langewiesche Verlag, Königstein im Taunus & Leipzig

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Der vorliegende Originalabzug entstand um 1929 und steht in unmittelbarer Nähe zur botanisch-ästhetischen Bildauffassung Karl Blossfeldts (1865–1932), dessen Lehrtätigkeit an der Berliner Königlichen Akademie das systematische Studium pflanzlicher Formen wesentlich prägte. Paul Dobe begann dort 1905 seine künstlerische Ausbildung zu einer Zeit, als Blossfeldt bereits das Fach „Modellieren nach lebenden Pflanzen“ unterrichtete. Eine direkte Schülerbeziehung ist nicht dokumentiert, doch die formale Nähe der Ansätze ist augenfällig.

Nach kurzer Berliner Studienzeit setzte Dobe seine Ausbildung an der Debschitz-Schule in München fort, wo ihn insbesondere der Einfluss Hermann Obrists sensibilisierte. Die Verbindung aus Naturbeobachtung und gestalterischer Analyse führte ihn früh zu seinem zentralen Arbeitsfeld: der fotografischen Erforschung kleinster pflanzlicher Formen – von Blüten, Samenständen und Blattstrukturen bis hin zu mikroskopisch erfassten Details. Dobe begriff die Pflanze weniger als botanisches Objekt denn als Träger gestalterischer Grundgesetze.

Um 1912 ließ er sich in Weimar nieder. Am neu gegründeten Bauhaus hielt er 1919/20 die Vorlesungsreihe „Die Natur als Quelle der Kunst unter besonderer Berücksichtigung der Gewächse“, in der er seine formanalytische Sicht auf die organische Welt vermittelte. Parallel baute er eine umfangreiche fotografische Sammlung systematisch erfasster Pflanzenstudien auf.

1929 erschien in der renommierten Reihe Die Blauen Bücher seine Publikation Wilde Blumen der deutschen Flora, die überwiegend mit eigenen Aufnahmen illustriert ist. Der hier gezeigte Abzug gehört zeitlich und inhaltlich in diesen Schaffenszusammenhang. Er veranschaulicht Dobes charakteristischen Blick: die isolierte Darstellung der Pflanze vor ruhigem Grund, die strenge Zentrierung der Komposition und die Betonung von Rhythmus, Symmetrie und strukturellem Aufbau. Natur erscheint so nicht als dekoratives Motiv, sondern als klar gegliedertes Formgefüge.

Der umfangreiche fotografische Nachlass Dobes wird heute in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur in Köln verwahrt und dokumentiert ihn als eigenständige, lange übersehene Position zwischen naturwissenschaftlicher Präzision, reformpädagogischer Lehre und der neusachlichen Formauffassung der 1920er Jahre.

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