Bauhaus Umfeld
kleiner Kinderstuhl
Schichtholz
H. 41,5 cm, B. 21 cm, T. 22 cm
Deutschland, um 1930
Provenienz:
– Sammlung kirbach.kress
sold
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Mit seiner klaren, beinahe lehrbuchhaften Einfachheit verweist dieser kleine Kinderstuhl auf die funktionalistische Reformmöbelkultur, die in Deutschland um 1930 eine neue Sachlichkeit in die frühkindliche Pädagogik einführte. Die Konstruktion verzichtet auf Ornament und erklärt sich allein durch Form und Material: ein Möbel, das nicht dekoriert, sondern strukturiert.
Die Sitzfläche aus flacher Sperrholzplatte entwickelt sich aus zwei seitlich ansteigenden Holmelementen, die zugleich die vorderen Beine bilden. Dieser beinahe fließende Übergang gehört zu den Experimenten mit industriell gefertigten Schichthölzern, wie sie sowohl in reformpädagogischen Einrichtungen als auch im Umkreis des Bauhauses verfolgt wurden. Gerade dort entstand das Interesse an einfachen, robusten und prinzipiell in Serie produzierbaren Möbeln, die ihre Konstruktion nicht verbergen, sondern selbstverständlich zeigen.
Die Rückenlehne ist bewusst additiv ausgeführt. Sichtbare Verschraubungen bleiben Teil der Gestalt, ohne handwerkliche Naivität oder übertriebene Präzision zu beanspruchen. Der Stuhl bewegt sich damit zwischen Seriengedanken und handwerklicher Kleinproduktion – ein Bereich, in dem viele frühe Kindermöbel der Moderne anzusiedeln sind.
Die schmalen Proportionen und die geringe Höhe charakterisieren ihn als Stuhl für Kleinkinder; zugleich lässt die unprätentiöse Ausführung an ein Musterstück oder eine Kleinserie im schulischen Umfeld denken. Gebrauchsspuren und kleine Unregelmäßigkeiten verleihen dem Möbel eine stille Authentizität, die den alltäglichen Umgang erkennen lässt.
So zeigt dieser kleine Stuhl, in aller Zurückhaltung, jene Haltung, die das Bauhaus für viele Bereiche des Alltags formulierte: Ein modernes Möbel ist nicht Ausdruck eines Stils, sondern Ergebnis einer Haltung – klar, funktional und ohne überflüssiges Beiwerk.
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