ROWAC

Schemel

lackiertes Metall, Holz mit weißer Farbfassung
H. 45 cm

um 1930

Firma ROWAC
Robert Wagner Chemnitz

Provenienz:
– Sammlung kirbach.kress

Euro 580,-

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Dieser Schemel aus der klassischen Produktionsphase der Firma Rowac verbindet technische Präzision mit einer stillen, gealterten Schönheit. Das dreibeinige, vernietet ausgeführte Gestell aus profiliertem Stahlblech trägt an den Beinen die charakteristischen Firmenzeichen, deren erhabene Prägung die klare Konstruktion dezent akzentuiert.

Die Sitzfläche wurde zu einem späteren Zeitpunkt weiß überstrichen – ein Eingriff, der dem Objekt heute eine eigene ästhetische Tiefe verleiht. Der abgewetterte Lack zeigt eine unregelmäßige, lebendige Oberfläche, die von Gebrauch und Zeit gezeichnet ist, ohne dabei an Stabilität zu verlieren. Mit seiner kompakten Höhe von 45 cm bewahrt der Schemel eine harmonische Proportion und eine ruhige Präsenz.

Ein schönes Beispiel für die Verbindung von industrieller Formstrenge und der unbeabsichtigten Poesie des gealterten Gebrauchs.

Rowac

Die Firma Rowac (Robert Wagner, Chemnitz) wurde 1888 gegründet und zählt zu den frühen Pionieren des industriellen Metallbaus in Deutschland. Ursprünglich spezialisierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Beschlägen, Verschlüssen und mechanischen Vorrichtungen für Fenster und Oberlichter – Produkte, die höchste Präzision und technisches Verständnis im Umgang mit Metall erforderten. Diese frühe Erfahrung im funktionalen Metallbau bildete die Grundlage für jene konstruktive Klarheit, die später die Möbelproduktion von Rowac prägen sollte.

Um 1900 entwickelte das Unternehmen erste Sitzmöbel (Schemel) aus Stahlblech, die sich durch eine konsequent sachliche Formensprache und eine bemerkenswerte Stabilität auszeichneten. Besonders die Werkstatt- und Industriemöbel – Schemel, Hocker und später auch Stühle – verkörpern den Übergang von handwerklich geprägter Metallarbeit zu einer industriellen, seriellen Fertigung.

Rowac-Möbel fanden nicht nur in Werkstätten und Fabrikhallen Verwendung, sondern auch in den Ateliers und Werkstätten des Bauhauses, wo sie aufgrund ihrer funktionalen Strenge und konstruktiven Logik geschätzt wurden. Ihre nüchterne, auf das Wesentliche reduzierte Gestalt steht exemplarisch für die Verbindung von industrieller Produktion und moderner Gestaltung.

Heute erscheinen die Objekte der Firma Rowac als stille Zeugen einer frühen industriellen Ästhetik, die den Weg zur modernen Möbelkultur ebnete. Ihre gealterten Oberflächen bewahren die Spuren intensiver Nutzung – als Ausdruck einer Zeit, in der technische Vernunft und handwerkliche Präzision eine gemeinsame Form fanden.

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