Sen No Rikyū
Skulptur (Sen No Rikyū)
Holz, dunkel patiniert
(stark zerfressene Unterseite durch biologischen Befall)
H. 11,5 cm, B. 13 cm, T. 6,3 cm
Japan, Edo-Zeit
18. Jahrhundert
Euro 1.300,-
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Die Holzskulptur zeigt Sen no Rikyū (1522–1591), den bedeutendsten Tee-Meister der japanischen Geschichte und eine zentrale Gestalt der Zen-geprägten Tee-Kultur. Kaum eine andere Persönlichkeit hat Form, Haltung und geistige Ausrichtung der japanischen Teezeremonie so nachhaltig beeinflusst wie er.
Rikyū wirkte im späten 16. Jahrhundert als Tee-Meister der politischen Elite, insbesondere im Umfeld von Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi. Sein Verständnis des chanoyu war von radikaler Reduktion, formaler Disziplin und bewusster Einfachheit geprägt. Diese Haltung, später unter dem Begriff wabi zusammengefasst, wurde zur geistigen Grundlage der klassischen Teeästhetik. Rikyū starb 1591, nachdem er auf Befehl Toyotomi Hideyoshis rituellen Selbstmord (Seppuku) begangen hatte. Die genauen Umstände dieses Ereignisses sind nur teilweise überliefert und wurden in der späteren Tradition vielfach ausgeschmückt.
Dargestellt ist der Tee-Meister in ruhiger, sitzender Haltung, den Oberkörper leicht nach vorn geneigt, die Hände auf einen Stab gestützt. Gewand und Kopfbedeckung folgen einem kanonisierten Bildtypus, der Rikyū als würdigen, altersweisen Meister präsentiert. Die Physiognomie ist zurückhaltend modelliert, ohne dramatische Zuspitzung oder erzählerische Geste. Die Figur wirkt geschlossen und auf innere Sammlung ausgerichtet.
Es handelt sich nicht um ein zeitgenössisches Porträt. Bildnisse Sen no Rikyūs entstehen erst lange nach seinem Tod, als seine Lehre bereits gefestigt und institutionell verankert war. Besonders im Verlauf der Edo-Zeit entwickelte sich ein festes ikonographisches Schema, das ihn weniger als historische Person denn als geistige Autorität zeigt. Die vorliegende Skulptur steht klar in dieser Tradition.
Stilistisch spricht die Arbeit für eine Entstehung im 18. Jahrhundert. Die ruhige Geschlossenheit der Form, die kontrollierte Führung der Gewandpartien und der Verzicht auf dynamische Bewegung unterscheiden sie deutlich von der expressiveren Plastik der früheren Momoyama-Zeit. Zugleich fehlt die dekorative Übersteigerung späterer, stärker popularisierter Darstellungen des 19. Jahrhunderts. Die Skulptur lässt sich daher überzeugend in die mittlere Edo-Zeit einordnen.
Skulpturen dieser Art dienten nicht primär der dekorativen Repräsentation. Sie waren Ausdruck der Verehrung eines geistigen Ahnherrn und fanden ihren Platz in Tee-Räumen, im Umfeld der Tee-Schulen oder in privaten Kontexten. In ihnen verdichtet sich das Bild Sen no Rikyūs als kulturelle Instanz – als Verkörperung einer Haltung, die die japanische Tee-Kultur bis heute prägt.
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