Thomas Baumhekel (geb. 1963)

WBS70, 2020

十年前のことを私は今でも生き生きと思い出せます。
Auch heute kann ich mich noch lebhaft an Einzelheiten erinnern, die zehn Jahre zurückliegen.

Zeichnung, Collage auf Papier
59,5 x 84,1 cm

Preis auf Anfrage

Mehr über den Künstler unter In Fokus
oder unter Thomasbaumhekel.de

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Zeichnung von Rolf Cavael

Die Arbeiten der seit 2019 entwickelten Serie WBS 70 beziehen sich auf die gleichnamige, in der DDR weit verbreitete Plattenbauweise. Baumhekel, der seit 1997 selbst in einem 1990 fertiggestellten WBS-Block lebt, kennt die spröde Realität dieser Architektur: die kargen Betonflächen, die rhythmische Rasterung der Fassaden, die abweisende Monumentalität. In seinen Zeichnungen überträgt er diese Strukturen in strenge Liniengefüge, ausgeführt mit ungespitztem, schwarzem Farbstift.

Doch das nüchterne Raster wird gebrochen. Anstelle von Fenstern erscheinen Briefmarken der DDR, zwischen 1973 und 1990 ausgegeben, gestempelt und zirkuliert. Sie zeigen das offizielle Pantheon: Politiker, Wissenschaftler, Künstler – eine staatlich festgeschriebene Galerie von Leitfiguren. Persönliche Erinnerung, intime Spuren, Individualität haben in diesem System ebenso wenig Platz wie im anonymen Plattenbau, der keinen Dachboden kennt.

Eine weitere Ebene der Arbeiten eröffnet die japanische Schrift. Auf das Papier ist jeweils ein Satz aus dem ersten Japanisch-Lehrbuch der DDR (1981 publiziert) geschrieben. Baumhekel verbindet so zwei Formen staatlich kodifizierten Lernens und Erinnerns – Architektur und Sprache – und verleiht ihnen poetische Reibung.

WBS 70 ist damit eine Reflexion über die gebaute Ideologie der DDR, über ihr offizielles Gedächtnis und seine Leerstellen.  (AK)

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