Rutsubo kaki

museale Tiegelvase (rutsubo kaki)

Ausgrabungsfund

von Flugascheglasur dick ummantelter Schmelztiegel aus Ton
H. 24,5 cm, D. 17 cm, 4,6 kg

im oberen Drittel haarrissig, aber komplett erhalten!

Provenienz:
– Privatsammlung Kyoto
– Sammlung kirbach.kress

Beschriftung des Dosendeckels:

坩堝  rutsubo (Schmelztiegel, Schmelztopf)
花器  kaki (Blumengefäß)

伏見金座跡 (豊臣家)  Fushimi kinza ato (Toyotomi-ke)
発掘出土品逸品成  hakkutsu shutsudo-hin ippin nari

Ein hervorragendes Ausgrabungsstück aus den Ruinen der Prägeanstalt für Goldmünzen in Fushimi (Toyotomi-Familie)

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Dieser seltene museale Schmelztiegel wurde irgendwann einmal bei Ausgrabungen oder vielleicht auch ganz zufällig entdeckt. Die Aufschrift auf der Dose, die aus der späten Edo- oder frühen Meiji-Zeit stammt, nennt als Fundort der Vase die Ruinen der Prägeanstalt für Goldmünzen (kinza) in Fushimi.
Der Ort Fushimi liegt im Süden von Kyōto. Hier begann der berühmte Feldherr Toyotomi Hideyoshi 1592 mit dem Bau einer Burg, die 1594 fertiggestellt, aber schon 1596 durch ein Erdbeben zerstört wurde. Darauf hin wurde sie 1597 auf einer benachbarten Anhöhe wieder aufgebaut. Hideyoshi starb dort im Jahr 1598. Sein Sohn zog 1599 in die Burg von Ōsaka. Da viele seiner Gefolgsleute ihm dorthin folgten, verfiel im Laufe der Jahre die um die Burg entstandene Unterstadt. 1600 wurde die Burg bei Kämpfen schwer beschädigt. Tokugawa Ieyasu ließ sie 1602 wieder aufbauen, gab sie 1619 aber auf und sie wurde abgerissen. Die in der Aufschrift des Dosendeckels erwähnte Familie Toyotomi müsste demnach zwischen 1592 und 1599 in Fushimi residiert haben.

Für eine Prägeanstalt für Goldmünzen kinza konnten wir in Fushimi keinen Beleg finden, allerdings gab es dort tatsächlich eine ginza, eine Prägeanstalt für Silbermünzen. Tokugawa Ieyasu errichtete 1601 in Fushimi unterhalb der Burg die landesweit erste Münzprägeanstalt für Silbermünzen und beauftragte Yuasa Sakubei, einen Geldwechsler von Sakai, mit der Leitung. Seine Familie war fortan für die Prägung der Silbermünzen und ihre Verpackung verantwortlich. Den Münzprägern wurde ein Stadtgebiet zugewiesen, in dem sie ihre Wohnhäuser und das Münzhandelszentrum errichteten.  Von dort wurden die wichtigsten Silber- und Goldminen direkt kontrolliert. In Fushimi begann man 1601 mit der Prägung der Keichō-mameita-gin (kleine Silbermünzen der Keichō-Ära) und der Keichō-chōgin (länglich-ovale, größere Silbermünzen), die als einheitliche Währung im ganzen Land in Umlauf gebracht wurden. 1608 wurde die Prägeanstalt von Fushimi nach Kyōto verlegt und fusionierte dort mit anderen Prägeanstalten aus Sakai und Osaka zu einer Prägeanstalt für Goldmünzen.
Fortan wurden in der Edo-Zeit Goldmünzen (die ovalen Koban-Goldmünzen und die rechteckigen Ichibuban) in Kyoto gegossen. Es wurde eine Behörde eingerichtet, für die der oberste Hoflieferant des Bakufu, Gotō Shōzaburō, zuständig war. 1791 wurde das Prägen von Goldmünzen in Kyoto eingestellt, die kinza in Anegakôji Kurumayachô blieb aber bis Ende der Edo-Zeit unter der Verwaltung der Familie Gotô noch weiter bestehen, um Goldschmiedearbeiten im Auftrag des Kaiserhofs zu überwachen. 1868 wurden die kinza und ginza abgeschafft. Es wurden neue Münzstätten errichtet und das Papiergeld wurde eingeführt. 

Zurück zu unserer Tiegelvase. Der Fundort dieses faszinierenden und seltenen Stückes lässt sich heute nicht mehr belegen. Wurde es eventuell bei der Anlage des Kaisergrabes während der Meiji-Zeit auf dem Burggelände in Fujimi ausgegraben? Oder stammt es aus der außerhalb der Burgmauer gelegenen Prägeanstalt in der Unterstadt und wurde dort entdeckt? Wurde der Standfuß noch zur Zeit der Verwendung als Tiegel angebracht? Und seit wann und von wem wurde der Schmelztiegel als Blumengefäß verwendet?
Was wir mit Sicherheit sagen können ist, dass es sich hier um ein ganz außergewöhnliches Stück japanischer Keramikgeschichte handelt. Historische Schmelztiegel sind selten und kaum von dieser außergewöhnlichen „Schönheit“, wie sie sich bei diesem Stück zeigt. Die Hitze des Feuers hat den schlichten Tiegel über die lange Zeit der Verwendung im Schmelzofen mit einer dicken Schicht an verglaster Flugasche glasiert. Wer auch immer den Tiegel mit einem bescheidenen Fußring aus Ton versehen hat, er hat die richtige Entscheidung getroffen. 

 

 

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