China

Mit seiner massiven, beinahe skulpturalen Erscheinung gehört dieses großformatige Vorratsgefäß zum alltäglichen, jedoch äußerst charaktervollen Repertoire chinesischer Steinzeugproduktion des 18. Jahrhunderts. Der dickwandige Korpus aus hochgebranntem Ton erhebt sich in einer ruhigen, nahezu zylindrischen Form, deren leicht eingezogene Schulter in einen kräftig ausgearbeiteten Randwulst übergeht. Diese Verstärkung verweist auf eine ursprüngliche Nutzung als Lagerbehälter, der häufig bewegt, verschlossen und wieder geöffnet wurde. Große, dickwandige Steinzeugbehälter dieser Art wurden in den südchinesischen Werkstätten schlicht als gāng, also als Vorratsfass, bezeichnet – ein rein funktionaler Name für ein Objekt, dessen Präsenz heute weit über den Alltag hinausweist.

Die Oberfläche trägt eine dunkle, tiefbraun bis schwarz changierende Eisenglasur, wie sie für die Produktionszentren im südlichen China charakteristisch ist, insbesondere für Werkstätten in Guangdong und Fujian. Ihr unregelmäßiger Glanz – ein Wechselspiel aus matten Abriebzonen, polierten Reibflächen und leicht metallisch wirkenden Laufspuren – entstand nicht als dekorative Absicht, sondern als Ergebnis jahrzehntelanger Benutzung: als Behälter für haltbare Lebensmittel, fermentierte Produkte oder Flüssigkeiten, die sandig-lehmige Deckversiegelung, Feuchtigkeit und Kontaktspuren hinterließen.

Gerade diese Patina, die aus ursprünglichem Nutzen hervorging, verleiht dem Gefäß heute eine stille Monumentalität. Es wirkt weniger wie ein Gebrauchsgegenstand als wie ein archaisches Volumen, dessen Materialität an geschwärzte Bronze oder vulkanisches Gestein erinnert. Zwischen zurückhaltender Form und elementarer Oberfläche entsteht eine Spannung, die das Objekt aus seinem funktionalen Kontext löst und in eine zeitlose Präsenz überführt. Da viele dieser großformatigen Behälter im Gebrauch zerbrachen, später entsorgt oder durch industrielle Massenproduktion verdrängt wurden, sind nur wenige ihrer Art in dieser Größe und Erhaltung bis in die Gegenwart gelangt. Seit über 25 Jahren begleitet dieses Gefäß meine eigene Sammlung – und bis heute habe ich kein schöneres Exemplar gesehen; seine stille Kraft wächst, anstatt zu verblassen.