Ibeji

Zwillingsfigur (ibeji)

Holz, Metallschmuck, Pigment
H. 28 cm

Westafrika, Nigeria

Provenienz:
– Galerie Serge Schoffel, Brüssel
– Sammlung kirbach.kress

Euro 2.200,-

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Ein japanischer Hammer aus Holz aus dem 19. Jahrhundert.

Die ethnische Gruppe der Yoruba ist heute mit über 20 Millionen Menschen die größte Gemeinde Afrikas. Das Gebiet dieses Volkes liegt im südwestlichen Teil Nigerias und angrenzenden Gebieten Benins.

Bei den Yoruba nehmen Zwillinge einen besonderen Platz im weltanschaulichen System ein, denn bei ihnen sind Zwillingsgeburten  mit 45 pro Tausend viermal so häufig  wie bei uns in der westlichen Welt.

Früher war die Geburt von Zwillingen nicht immer ein freudiges Ereignis für die Yoruba, laut alter Erzählungen wurden einer oder beide häufig getötet oder ausgesetzt oder einfach als Untermenschen betrachtet. Wohl Anfang des 19. Jahrhundert hat sich die Einstellung zu Zwillingen in ihr positives Gegenteil gewandelt. Zwillinge galten nun als großes Glück. Bis heute sind sie für die Familie und den ganzen Stamm ein göttliches Geschenk.

Die Einstellung zu den Zwillingen zeigt sich am deutlichsten im ibeji-Kult: Zum Einen werden Zwillingen übernatürliche Kräfte zugeschrieben. Sie können, stärker noch als die Ahnen, der Mutter und der ganzen Familie Schutz gewähren. Stirbt ein Zwillingspärchen bei oder nach der Geburt, so bietet man ihren Seelen die ibeji als Wohnsitz an.

Zum Anderen glauben die Yoruba an die unteilbare Einheit der Seele von Zwillingen. Stirbt einer von ihnen, hat der überlebende Zwilling zwei Seelen, die eine auf der Erde, die andere im Jenseits. Ihr muss man einen irdischen Platz bieten, damit das Gleichgewicht der Seelenteile gewahrt bleibt.

So werden nach dem Tod eines oder beider Zwillinge bei einem Schnitzer ibeji in Auftrag gegeben. Diese sind nicht die Abbildung der Kinder, sondern zeigen die typischen Merkmale eines nackten, sexuell ausgereiften, erwachsenen Menschen mit angelegten Armen.

Auf einem kleinen Altar im Schlafraum der Mutter stehend, werden diese von ihr bekleidet, gepflegt und mit Nahrung versorgt, andernfalls könnte Unheil hereinbrechen. Die Körper der ibeji bestreicht die Mutter mit Rotholzmehl und färbt die meist kunstvoll gearbeitete Frisur mit Indigo oder dem leuchtenderen Wäscheblau.

Literatur:
Karl-Ferdinand Schaedler
Lexikon Afrikanische Kunst und Kultur
Klinkhardt & Biermann, 1994

Hanni Jantzen / Ludwig Bertsch
Doppel-Leben, Ibeji – Zwillingsfiguren der Yoruba
Hirmer Verlag, 1993

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